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Mac MAGAZIN 10/95. Verfaßt: Juli 1995 "Verwebbt": Februar 1996 Letzte Änderung: 1. Juni 1996 Im Interesse einer schnelleren Ladezeit dieses Dokuments habe ich auf die Einbindung von Bildern gänzlich verzichtet. | Die "Jobber": Das Dreamteam (Multiversum) | GLOSSAR: Cyberspace, Internet / Presentation / Content Provider, ISC. |
Jobs in Cyberspace
Wer baut mit am "Information Superhighway", am weltumspannenden Computernetz? Bernd Wendorf sah sich auf der deutschen Baustelle um, besuchte Lieferanten, Innenarchitekten und Malocher.
Online ist in. Die Verheißung des "Information Superhighway" geistert seit Monaten durch die deutsche Medienlandschaft.
Handy ist out. Wer etwas auf sich hält, läßt sich Visitenkarten drucken, die eine -- manchmal etwas kryptische -- Zeichenfolge mit dem "Klammeraffen" (@) ziert: Die weltweit zum Ortstarif erreichbare E-Mail - Adresse. Surfen ist nicht mehr allein ein Sport für bewegungshungrige Yuppies, sondern das Synonym für die eleganteste Art, den Datenozean zu erkunden: das World Wide Web.Bislang gab es hierzulande einen eklatanten Widerspruch zwischen dem Versprechen einer modernen Informationsgesellschaft und der Realität; deutsche Online- Präsenz ließ sich nur mit der Lupe ausmachen.
Dieser Zustand hat ein Ende. Finanzstarke Verlage liefern sich Wettrennen um den Titel "Erste deutsche Programmzeitschrift im Web" (siehe dazu auch Wonderland Web), Sony macht eine deutsche Netzfiliale auf, und eine Zeitschrift für die mittlerweile etwa 500.000 Menschen umfassende Online- Gemeinde im deutschsprachigen Raum wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.Deutschland im Herbst
Ein weiteres Indiz für den Aufbruch zu neuen Ufern liefern drei große kommerzielle Provider (MAZ, EUnet und xLink), die einen Internetknoten eingerichtet haben, der ihre Netze miteinander verknüpft und zu einer Geschwindigkeitssteigerung im privaten Teil des deutschen Netzwerks geführt hat. Das Deutsche Forschungsnetz (DFN) der Universitäten, intern bereits eine veritable Datenautobahn, bleibt weiterhin Zaungast -- Vater Staat verpennt, so scheint's, die Zukunft ...Die Zuwachsraten, die deutsche Internet-Provider verzeichnen, deuten auf eine "Goldgräberstimmung" hin, wie Uwe Greunke vom Multiversum Media Lab (mittlerweile pleite! Anm. bw) treffend bemerkt. Während die grafische Benutzeroberfläche des World Wide Web dem Internet wöchentlich neue Anbieter deutscher Provenienz und eine ständig zunehmende Zahl privater Konsumenten zuführt, geht nun auch im kommerziellen Online-Gewerbe die Post ab. Datex-J, ehemals btx, erwacht aus dem Dornröschenschlaf und mutiert zu T-Online. Hinzu gesellen sich ehrgeizige Neugründungen, an denen finanzstarke deutsche Medienunternehmen maßgeblich beteiligt sind.
Die Großverlage kalkulieren langfristig; die Herrschaften in den Chefetagen sind sich der Tatsache bewußt, daß vorerst mit Online - Diensten in Deutschland noch kein Geld zu verdienen ist. Aber die Angst, den Trend zu verpassen, setzt bei Bertelsmann, Burda und Springer das Investitionskarussell in Gang: 150 Millionen Mark veranschlagt der Gütersloher Mediengigant für den Start des Joint Venture mit dem Marktführer in den USA, America Online; immerhin die Hälfte dieser Summe machen Burda und Springer für "Europe Online" locker.
Viele Wege führen ins Internet
Service- und Dienstleistungsunternehmen, die den Zugang zum Internet oder die Präsenz im Web verkaufen, vermehren sich ständig -- und die bestehenden expandieren kräftig. Es besteht kein Zweifel daran, daß der beginnende Boom einen Bedarf an Arbeitskräften mit sich bringt.Um herauszufinden, was der Cyberspace - Jobber der Zukunft draufhaben muß, habe ich mich in Europas Medienhauptstadt Hamburg umgeschaut und mit Menschen gesprochen, die mit der Bereitstellung und Pflege des Netzes sowie der visuellen und inhaltlichen Gestaltung des Cyberspace ihr Geld verdienen.
Die Spinne im Netz
Die Basis des Datenflusses bildet -- ein funktionierendes Netz. Michael Nebel, Web-Administrator beim Mikroelektronik Anwendungs Zentrum (MAZ), Abteilung Internet Services, sorgt dafür, daß der Datenstrom nicht abreißt. "Meine Aufgabe ist es, die Technik zu betreiben: Neuinstallation eines WWW - Servers sowie Support und Betreuung des Kunden in allen technischen Fragen." Fast bedauernd fügt er hinzu: "Wir sind nicht kreativ, wir stellen nur die Technik bereit. Das Künstlerische machen andere."Auf "www.maz.net" befinden sich lediglich drei der etwa 40 Anbieter, die sich via MAZ der Online - Gemeinde präsentieren. Die anderen Server "stehen teilweise hier im Haus, teilweise bei den ISCs, einige werden aber auch von den Kunden selbst betrieben", erläutert Michael Nebel. So wird zum Beispiel eine Anfrage nach "www.freeport.de" direkt zum Server von Multiversum weitergeleitet; MAZ dient in diesem Fall lediglich als Netzknoten, alles andere erledigt das Team vom Multiversum Media Lab selbst.
Drei internationale Verbindungen, in die USA, nach England und nach Slowenien, sorgen für die Anbindung an den Rest der Datenwelt. Damit der Endverbraucher zum Ortstarif in den Genuß des Datentransfers gelangt, bedarf es eines Providers vor Ort, einem Internet Service Center (ISC). "Die ISCs sind unsere Partner. Auf der Basis eines Kooperationsvertrages wird der gesamte Datenverkehr, der bei ihnen aufläuft, über unser Netz weitergeleitet."
Internet für alle
Einer dieser "Datenvermittler" ist Michael Loth. 24 analoge und 12 ISDN-Zugänge stehen in den Räumen von ISYS bereit, um die ankommenden Anrufe entgegenzunehmen und in die große weite Datenwelt weiterzuleiten. Die Erweiterung auf 60 Modemleitungen ist zwar geplant, "aber die Telekom ist verdammt schnarchig, was die Bereitstellung der Leitungskapazität betrifft", klagt Loth.Als ISYS vor einem Jahr MAZ-ISC wurde, war ein 18-Stunden-Tag für Michael Loth "eigentlich die Norm". Mittlerweile hat er den Zeitaufwand auf etwa zwölf Stunden reduzieren können.
Einrichtung neuer Zugänge, Überwachung der Verbindungen, telefonische Hilfestellung, dazu noch eine Teilzeitbeschäftigung bei der MAZ -- viel Zeit bleibt da nicht mehr für sein neues Steckenpferd, HTML. Der passionierte Techniker läßt keinen Zweifel daran, wohin seiner Meinung nach die Netzreise geht: "Das World Wide Web ist die eigentliche Zukunft des Internets."
Die Komplettlösung
Die Point of Presence GmbH (POP) hat diese Erkenntnis bereits in die Tat umgesetzt, in Form eines florierenden Unternehmens, das dem Kunden neben dem Netzzugang ein Komplettpaket für die Web-Präsenz anbietet. Die Dienstleistungen erstrecken sich von der Begutachtung der Produktionsabläufe des Content Providers über ein individuelles Konzept bis zur Erstellung von HTML - Dokumenten inklusive deren Aktualisierung und der Bearbeitung von Online - Leserbriefen.POP-Pressereferentin Birte Petersen betont, daß "wir den Leuten unser Konzept nicht aufdrängen". Sie versichert glaubhaft, daß die Firmen, denen es oft an Erfahrung im Online - Bereich mangelt, "ganz dankbar für diesen Service sind, weil sie nicht extra Leute aus dem eigenen Haus für diese Aufgaben heranziehen müssen".
Was zeichnet ihn aus - den Web-Weber?
Birte Petersen skizziert das Anforderungsprofil, dem potentielle freie Mitarbeiter bei POP entsprechen sollten: "Fitness in HTML setzen wir voraus. Mit der Technik allein ist es indes nicht getan." Die Tendenz geht eindeutig weg von den Informatikern, hin zu denen, die sich grafisch auskennen.
"Das genau ist auch unsere Anforderung. Wir brauchen natürlich Leute, die ein technisches Basiswissen haben; aber sie müssen vor allem nett und schön etwas darstellen können -- praktisch und ergonomisch denken." Zu oft ist ihres Erachtens die Plazierung schöner bunter großer Bilder nichts weiter als ein Strohfeuer, das die leidgeplagten Modembenutzer zunehmend mit dem Unterbrechen des Ladevorgangs quittieren.
Wenn Sie sich mit Hilfe der Ressourcen im World Wide Web ein Basiswissen darüber verschaffen wollen, was man zur Gestaltung und Programmierung von ansprechenden Web Sites braucht, empfiehlt ihnen das Mac MAGAZIN folgende gute Adresse:
http://www.maz.net/macmagazin/KomPass/bwww.htmlOb Stellenanzeigen in einer deutschen Newsgroup oder auf einer amerikanischen Web Site: Sie sind sich überraschend ähnlich, wenn es um das Anforderungsprofil geht, das der Cyberspace- Jobber der Gegenwart und Zukunft erfüllen sollte: Technisches Verständnis inklusive der Fähigkeit, kleinere Programme zu schreiben, gepaart mit einem Gefühl für Design und Grafik.
Überspitzt könnte man sagen: Die eierlegende Wollmilchsau wird gesucht. Denn derzeit ist die Verbindung von Designer und "Hacker" in einer Person eher eine Ausnahme.
"Leute, die ergonomisch denken, grafisches Gespür haben und außerdem noch über ein fundiertes technisches Verständnis verfügen, sind ziemlich schwer zu bekommen. Entweder sind die Leute technisch versiert, die haben dann meist nicht so das Gefühl für Gestaltung, oder du hast wilde, geniale Grafiker, die wollen dir megabytegroße GIFs unterjubeln."
Last but not least: "Die Leute sollen auch noch flexibel und nett im Umgang sein -- wir arbeiten halt viel im Team."Zwischenfazit
Facettenreiche Persönlichkeiten, Multitalente sind gefragt, wenn es um die Cyberjobber der Zukunft geht. Natürlich werden auch weiterhin Spezialisten gebraucht, aber nach dem Motto 'Dies ist mein Bereich, das andere geht mich nichts an' läuft in diesem Metier gar nichts. Unter anderem würde das an der zum Teil sehr dünnen Personaldecke scheitern.Gute Voraussetzungen, im kleinen aber feinen Online-Arbeitsmarkt der kommenden Jahre Fuß zu fassen, haben nach wie vor Programmierer und Netzwerkkundige. UNIX, C und Perl (im Hinblick auf das World Wide Web) sind in diesem Zusammenhang die Schlüsselbegriffe. Ohne diese Netzexperten ist auf Dauer weder das Internet überlebensfähig noch ein anspruchsvoller WWW-Server zu gestalten.
So wichtig die Technik ist, über Wohl und Wehe einer Online-Präsenz entscheiden Form und Inhalt der verbreiteten Information. Alexander Spohr definiert, was eine interessante Web Site auszeichnet: "Gute, gebündelte Information; sie muß gut aufgebaut, schnell erreichbar und übersichtlich sein. Der Informationsgehalt ist das Entscheidende."
Uwe Greunke unterstreicht die Bedeutung der Benutzerführung: "Es bringt nichts, wenn man anfängt zu dekorieren, man muß gestalten. Und zwar gestalten immer im Hinblick auf den Nutzen für den Anwender." Es besteht mithin Bedarf an Mediendesignern und -- Journalisten.
"We have to take
the net away from the engineers"Forderung auf der 3. Internationalen WWW-Konferenz in Darmstadt, April 1995
Mirror Site
Durch das rasante Wachstum des World Wide Web, die relativ geringen Kosten für die Anbieter und das von allen kommerziellen Online - Diensten angekündigte Gateway zum Internet "ist der Zeitpunkt absehbar, an dem Web - Präsenz zum Standard jedes mittelständischen Unternehmens gehört", prognostiziert Greunke. Degeneriert das World Wide Web zur globalen PR-Plattform?In der Tat ist der Hang zur Selbstdarstellung im Web -- sei es in Form einer persönlichen Home Page oder der Präsentation der firmeneigenen Produktpalette -- unverkennbar. Sites, die mit originellen und anspruchsvollen Inhalten locken, sind relativ dünn gesät.
Hotwired (www.hotwired.com) ist ein Beispiel dafür, daß sich ein derartiges Qualitätskonzept auch wirtschaftlich rechnen kann -- angeblich erlöst die Netzfiliale des Kultmagazins WIRED monatlich 250.000 Dollar Werbeeinnahmen.Wie wäre es mit einer deutschen Ausgabe von Hotwired? Uly Foerster, der in der SPIEGEL - Redaktion die Online - Fäden in Händen hält, gibt zu, daß dies "eine reizvolle Idee" ist. Für das Nachrichtenmagazin, das 1994 als erstes Publikumsblatt mit Web-Seiten im Internet präsent war, will er nun ein "journalistisches Qualitätsprodukt" ins Netz stellen, das die Bezeichnung "Elektronische Zeitschrift" wirklich verdient. Foerster: "Es wird abgestimmt sein auf das Medium, sowohl in der Optik als auch bei den Inhalten."
Mit näheren Einzelheiten wollte der Leiter des SPIEGEL - Ressorts "Electronic Services" noch nicht herausrücken - verständlich. Nur soviel: "SPIEGEL Online" wird zusammen mit externen Partnern produziert und im Hause redaktionell betreut, es soll für die Werbewirtschaft attraktiv sein: "Dies ist der erste ernsthafte Versuch in Deutschland, mit bezahlter Werbung im World Wide Web Geld zu verdienen." Man darf gespannt sein, ob diesem ehrgeizigen Projekt Erfolg beschieden ist.
Schlußbemerkung
Die deutsche Netzwelt ist in Bewegung. Die Branche boomt (wenn auch in einem bescheidenen Rahmen, gemessen an den absoluten Zahlen). Dienstleistungsunternehmen im Online-Bereich expandieren oder werden gegründet, nahezu täglich entstehen neue Arbeitsplätze.Ein Patentrezept, um sich für eine Tätigkeit im deutschen Cyberspace zu qualifizieren, gibt es nicht. Programmierer, Netzwerkspezialisten, Mediendesigner, Grafiker, Journalisten, Autodidakten und Multitalente - alle haben ihre Chance, vorausgesetzt, sie bringen Begeisterung für die Sache, ein hohes Maß an Lernbereitschaft und Flexibilität sowie kreatives Denken mit.
Ende des "Fließtextes". (Zurück zum Anfang des Artikels)
Uwe Greunke (29)
hat erst vor einem Jahr seinen ersten Computer gekauft - natürlich einen Mac.
"Natürlich", weil sein Interesse vorrangig den grafischen
und multimedialen Anwendungen gilt - und da ist der Mac gleich nach den
sündhaft teuren Indys von Silicon Graphics nach wie vor die erste Wahl.
Nach einer Ausbildung als Energieanlagenelektroniker hat er Ende der achtziger
Jahre das Abitur nachgeholt und anschließend an der Fachhochschule
für Druck in Stuttgart vier Jahre lang Mediengestaltung und Medientechnik
studiert. Im Rahmen des -- praxisorientierten -- Studiums setzte er sich mit
Computeranimation, Video- und Tonproduktion sowie DTP auseinander.
Ende 1994, als er mit Kommilitonen ein interaktives Programm zum
Thema Internet erstellte, begann er, sich mit Online-Medien und deren Potential
auseinanderzusetzen: "Es war einfach toll, durch die Netze rund um
die Welt zu surfen. Da hab' ich richtiggehend Feuer gefangen."
Seit dem Frühjahr 1995 arbeitet Uwe beim Multiversum Media
Lab als Art Director (zu deutsch: Grafikchef) und entwickelte zusammen mit
Alexander Spohr das Konzept für Freeport. Seit Anfang Juli hat er die
Projektleitung im Online - Bereich inne.
Übereinstimmend halten Atze und Uwe eine berufliche Ausrichtung auf
Mediendesign oder den technischen Bereich für die beste Voraussetzung,
im Online - Gewerbe mitzumischen.
Atze: "Ich denke, man muß sich auf etwas spezialisieren. Das
wird auch in Zukunft so sein. Andernfalls ist die Gefahr groß, daß
man alles immer nur halb beherrscht." Uwe pflichtet ihm bei: "Das
Team besteht letztendlich aus Fachleuten, die sich gegenseitig ergänzen.
Erst der Austausch von Meinungen, die aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln
entstanden sind, bringt Innovation und neue Ideen zustande."
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Michael Nebel (25)
arbeitet seit einem Jahr
bei MAZ Internet Services in Hamburg, einem der größten Internet - Provider
in Deutschland. "Hauptberuflich" studiert er in Hannover Elektrotechnik;
die Bahnfahrt nach Hamburg dauert etwa eine Stunde. "Auswirkungen auf
die Studiendauer durch den Job bei MAZ sind natürlich da, aber das,
was ich durch die Nebentätigkeit erlernt habe und jeden Tag hinzulerne,
sorgt dafür, daß ich hinterher nicht arbeitslos werde."
Zugang zur Netzwelt fand der in Hameln wohnende "Web-Administrator"
vor vier Jahren, nachdem er eine Tätigkeit als studentische Hilfskraft
im Rechenzentrum der Uni Hannover angetreten hatte.
Michael Nebel skizziert seinen Aufgabenbereich: "Mein Job ist es, die
Technik zu betreiben. Als "wadmin" betreue ich das, was auf dem WWW - Server
von MAZ aufliegt, führe Neuinstallationen durch, mache den Support
und betreue die Kunden in technischen Fragen." Im Prinzip gibt es aber
"keinen festen Aufgabenbereich. Wenn das so wäre, würde ich
hier auch nicht so gerne arbeiten."
Über seine Zukunft hat sich der Netzwerk- und UNIX - Kenner bereits konkrete
Gedanken gemacht: "Ich möchte nicht nur technisch arbeiten, ich
möchte ein bißchen mehr in die kreative Schiene rein. Es reizt
mich, einen WWW-Server selber zu machen, von der Seitenerstellung bis zur
Bereitstellung und Betreuung der Technik.
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Michael Loth (29)
genauer: die mit Reiner Rothmann gemeinsam betriebene Firma
ISYS, ist seit Ende letzten Jahres Jahres MAZ-ISC. Bis vor kurzem arbeitete
Michael Loth noch in einer Elektronikfirma, die Netzwerkerei war reines
Hobby. "Richtig gelernt hab' ich eigentlich nichts", meint der
sympathische Tüftler und Bastler fast entschuldigend; er bezeichnet
sich als "Autodidakt und Naturtalent".
Auslöser seines Interesses für die Welt der Bits und Bytes war
die Lektüre des Buches "Hobby Computer Handbuch", das er
im Alter von dreizehn Jahren regelrecht verschlang. Sein erster Rechner
war ein ZX-80, mit dem er Basic programmieren lernte, bereits 1980 legte
er sich ein Modem zu, und schon bald darauf betrieb er in seiner Freizeit
eine eigene Mailbox. Seit etwa sieben Jahren beschäftigt er sich mit
UNIX, dem Betriebssystem nahezu aller Internet-Server, ohne das nichts läuft:
"Das Betreiben eines ISCs wäre ohne UNIX-Kenntnisse undenkbar."
In der Zukunft möchte Michael, wie sein Namensvetter bei MAZ, gerne
am World Wide Web "mitstricken": Kunden Serverplatz anbieten,
Inhalte aufbereiten (HTML-Seiten schreiben) und Support leisten. "Aber
derartige Angebote sind schwer zu kalkulieren", sagt er. Erst einmal
hat der Abbau des Schuldenberges - Investitionen für Rechner (ein SE/30
ist auch dabei ;-), Leitungen, Modems et cetera Vorrang.
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Birte Petersen (26),
Absolventin eines Studiums der Publizistik,
ist die einzige Pressereferentin eines deutschen Providers. Sie arbeitet
für die Point of Presence GmbH (PoP), einer 1992 gegründeten Firma mit zehn festangestellten Mitarbeitern und zwei Geschäftsbereichen:
Internet sowie Presentation Providing.
Bei POP ist alles zu haben: Zugang zum Internet für Geschäfts-
und Privatkunden, Support und Wartung, Sicherheitschecks und -analysen sowie
Beratung, Konzepterstellung und Aufbereitung von Inhalten für das World
Wide Web. Die "Bundesdatenautobahn" (http://www.bda.de/) wurde
von POP initiiert.
Birte Petersen machte mit dem Internet erst nach ihrem Studium, anläßlich eines Besuches von Freunden in den USA, Bekanntschaft. "Die Möglichkeit, jederzeit mit Leuten rund um den Globus in Sekundenschnelle in Kontakt treten zu können, fand und finde ich einfach faszinierend."
Bei dem Bemühen, ihre frisch geweckte Begeisterung für das Netz
in eine berufliche Tätigkeit in Deutschland münden zu lassen,
landete sie bei PoP. Besonderen Spaß macht ihr, "daß man
in einem Bereich arbeitet, wo man noch selber Maßstäbe setzen
kann. Etwas machen, was noch nie jemand vorher gemacht hat, zum Beispiel
den Journalistenpool."
(Mittlerweile arbeitet Birte Petersen in der Web - Redaktion der ZEIT mit; Anm. bw)
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Uly Foerster (47)
leitet das SPIEGEL - Ressort "Electronic Services", in dem die Online - Aktivitäten
des Hamburger Nachrichtenmagazins am 1. Juli 1995 zusammengefaßt wurden.
Der "Netz-Opa", wie sich der gebürtige Schwabe schmunzelnd
selbst tituliert, ist "seit 25 Jahren innenpolitischer Journalist".
Vollblutjournalist, möchte man hinzufügen.
Nachdem er einige Jahre das große SPIEGEL - Ressort Deutschland II geleitet
hatte, suchte er eine neue Herausforderung. "Im Sommer '94 habe ich
die Gründung des neuen Ressorts 'Medien, Elektronik, Kommunikation'
angeregt. Wir haben intensiver als vorher über Computer, Online-Dienste
und die sich wandelnde Medienlandschaft berichtet."
Im Gegensatz zu vielen anderen aus seiner Generation hat er nie Berührungsängste
beim Umgang mit Computern gehabt. Seit Beginn der achtziger Jahre, als er
sich einen Atari zulegte, beschäftigt er sich "so nebenher",
wie er sagt, mit der digitalen Welt. CompuServe nutzt er bereits seit mehreren
Jahren.
Allerdings ist er beileibe kein "Computerfreak", der nächtelang
vor dem Computer sitzt. "Ich bin nicht süchtig nach der Maschine.
Ich habe ein sehr prosaisches Verhältnis zu Computern: Da wo sie mir
nützen, setze ich sie ein, da, wo sie mich nerven, schalte ich sie
ab."
DER SPIEGEL eröffnete bereits im April 1994 ein Forum
auf CompuServe, wo am Samstag um 15 Uhr ausgewählte Artikel aus der
am Montag erscheinenden Ausgabe eingespeist werden.
Ein halbes Jahr später folgte das Engagement in Datex-J; dort hält
der SPIEGEL alle Artikel seit der Ausgabe 1/93 in Form einer Volltextdatenbank
bereit, die der Benutzer per Stichwortsuche nach den für ihn relevanten
Informationen durchforsten und die gewünschten Artikel (gegen Entgelt)
abrufen kann.
Ende 1994 schließlich beschloß der Verlag, auch im Internet
Präsenz zu zeigen. Uly Foerster erläutert, warum: "Weil wir
uns gesagt haben, das ist ein gewaltiger Wachstumsmarkt, insbesondere durch
das World Wide Web. Dort sind auch viele unserer Leser vertreten, wenn ich
zum Beispiel an das studentische Publikum denke." Das Angebot ist mit
dem auf CompuServe vergleichbar, allerdings sind die ausgewählten Artikel
nicht identisch, und die Seiten werden erst am Montag nachmittag aktualisiert.
Ein mittlerweile oft kopierter Zusatzservice ist die mit Links versehene
Zusammenstellung aller relevanten Medien, die im Internet vertreten sind.
Nach der "Phase I", wie Uly Foerster das bisherige Online-Engagement des SPIEGEL nennt, hat nunmehr "Phase II" begonnen -- mit der Gründung des neuen Ressorts 'Electronic Services' am 1. Juli '95. Peu à peu wird die Zahl der Redakteure um drei auf fünf erweitert. Als Reaktion auf eine Stellenausschreibung, die ausschließlich online -- auf CompuServe und im Internet -- plaziert worden war, erhielt DER SPIEGEL rund 250 Bewerbungen.
(Mittlerweile arbeitet Uly Foerster nicht mehr bei SPIEGEL Online; Anm. bw)
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